knorke
Definition
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berlinisch|t1=_|ugs.|t2=_|vatd. sehr gut, ganz vortrefflich, nicht zu übertreffen
Herkunft
Das Wort ist im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Berlin aufgekommen
[ | Literaturnachweis: Küpper: Wörterbuch der Umgangssprache, Stichwort »knorke«.] und gewann Mitte der darauffolgenden Zwanzigerjahre an umgangssprachlicher Verbreitung.
[ | Literaturnachweis: Duden: Herkunftswörterbuch, Stichwort »knorke«, Seite 459–460.] Die Herkunft des Ausdrucks ist ungeklärt.
Es gibt verschiedene Erklärungsversuche:
:1. w:Kurt Tucholsky|Kurt Tucholsky schreibt Anfang Oktober 1924 unter Pseudonym in dem in der w:Vossische Zeitung|Vossischen Zeitung publizierten Artikel „Der Fall Knorke“, dass das Wort auf das mittelhochdeutsche
knorricht zurückgehe und verweist hierzu auf w:Daniel Sanders|Sanders.
[ | Literaturnachweis: w:Kurt Tucholsky - Der Fall Knorke .] Der Gebrauch des Wortes sei zudem aus der Mode gekommen.
:2. Ähnlich vermutet w:Heinz Küpper (Sprachwissenschaftler)|Küpper einen Zusammenhang mit
Knorr ‚Knorren (Knoten an Baum|Bäumen, Steinen usw.)‘ und daraus entstandenem
knorrig ‚kraftvoll, widerstandsfähig, von harter Schale‘.
Bei der Endung handele es sich um die norddeutsche Verkleinerungssilbe
-ke.
:3. Anfang Januar 1927 behauptet der Berliner Journalist und Satiriker w:Hardy Worm|Hardy Worm in einem in der w:Berliner Volks-Zeitung|Berliner Volks-Zeitung anonym publizierten Artikel, dass das Wort „in meinem Beiſein von einem Journaliſten in einer übermütigen Laune geprägt, nach Tagen in die Preſſe lanciert [wurde], und kaum waren vierzehn Tage vergangen, ſo tönte einem überall das liebliche Worte knorke entgegen, […].“
[ | Literaturnachweis: [w:Hardy Worm - Menſch wat is’n mit dir los? .]
:4. Die aus Berlin stammende Germanistin w:Agathe Lasch|Agathe Lasch schreibt 1928 hingegen:
::::„Erſt in den letzten Jahren aufgekommen, nach der Aufſchrift ‚Knorkes Buletten ſind die beſten‘, mit der ein Händler oder in dem großen Fabrikenviertel im Norden ſeine Ware anpries. Scherzhaft identifizierte man ‚Knorke‘ mit ‚dem beſten‘ in echt berliniſcher witziger Wortbeziehung; ſchnell verbreitete knorke ſich in den Betrieben, wo man Knorkes Schild kannte, griff von da aus weiter um ſich.
:::: Es iſt mir biſher nicht gelungen feſtzuſtellen, ob der Vorgang ſich wirklich ſo, wie berichtet wird, ereignet hat. Zweifellos aber
konnte er ſich ſo ereignet haben, da er in jeder Weiſe, ſo gut Knorkes Reklame wie das Aufgreifen des Namens, berliniſcher Art entſpricht. Der Name Knorke fehlt im Adreßbuch von 1919 und 1926; (doch Knörke, Knörk, Knorrek) da er aber ſonſt nicht unbekannt iſt, würde dies bei dem häufigen Auftreten und Verſchwinden kleiner Geſchäftsleute, gerade im letzten Jahrzehnt, nichts ausmachen.“
[ | Literaturnachweis: w:Agathe Lasch - Berliniſch .]
::Küpper und Wilfried Seibicke verweisen Jahrzehnte später unter anderem auf diese Erklärung.
[ | Literaturnachweis: Wilfried Seibicke - Es war einmal ein Mann… .]
:5. Dem Duden zufolge soll es eine scherzhafte Augenblicksbildung|Augenblicksprägung der Kabarettistin w:Claire Waldoff|Claire Waldoff sein.
Allerdings ist dies unwahrscheinlich: Zum einen ist das Wort, wie eingangs erwähnt, bereits vor dem Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg bezeugt;
zum anderen habe w:Friedrich Hussong|Friedrich Hussong einem Mitarbeiter von Küpper gegenüber bezeugt, dass Claire Waldoff selbst die Erfinderschaft offen abgestritten hat.
:6. Küpper verweist darauf, dass nach Annahme einiger auch der Varietékomiker Rudolf Melzer mit seiner Posse „Die Familie Knorke“ als Urheber in Frage komme.
:7. Laut w:Wolfgang Pfeifer (Etymologe)|Pfeifer sei eine spontane Entstehung wahrscheinlich, vielleicht durch falsches Verstehen oder als Reimwort zu
Lorke ‚dünner Kaffee‘.
Beispiele
• „Der andere fuhr etwas in die Höhe, blinzelte und meinte: ‚Das iſt ja
knorke, Menſch!‘“
[ | Literaturnachweis: Henning Duderstadt - Die Flucht zu den Menschen .]
• „Du, Fritze, war aber dufte!
:: war noch viel ſchnafter.
::, noch ſchnafter als dufte?
::Sicher.
::Wie denn?
::Menſch, war
knorke. Knorke
:
ſchnafter als dufte.
::Au,
knorke.“
[ | Literaturnachweis: K. Kſt. - Berliner Deutſch .]
• „Also, ich finde die Sache mit dem Dieb
knorke. Ganz große Klasse, Ehrenwort!“
[ | Literaturnachweis: w:Erich Kästner - w:Emil und die Detektive.]
• „Jetzt kommt die Kurve, ausgezeichnet ist er die Kurve gefahren,
knorke. Das hat er sich doch abgewöhnt,
knorke zu sagen, es ist ein scheußliches Wort.“
[ | Literaturnachweis: w:Lion Feuchtwanger - w:Die Geschwister Oppermann .]
• „Herrschaften, das wird
knorke!“
[ | Literaturnachweis: w:Wolfgang Langhoff - Die Moorsoldaten .]
• „«[…] Wie war’s?»
«Knorke, Junge. […]»“
[ | Literaturnachweis: w:Alfred Döblin - November 1918 .]
• „Berlin bei Nacht ist immer
knorke […].“
[ | Literaturnachweis: w:Erich Weinert - Grüne Woche .]
• „Du bist doch ein
knorkes Mädel, na siehst du, und wenn dein Bruder heut oder morgen kommt, weil er nämlich deine Mutter noch mal sprechen will, dann gibst du ihm das Paket, klar?“
[ | Literaturnachweis: w:Friedrich Wolf - w:Professor Mamlock (Schauspiel); Erstveröffentlichung 1933 .]
• „‚Prima Idee! Direkt
knorke!‘, schrie Karl.“
[ | Literaturnachweis: w:Eduard Rhein - Romeo und Julius .]
• knorke ist zweimal so dufte wie schnafte|
knorke ist zweimal so dufte wie schnafte, knorke is zweemal so dufte wie schnafte|
knorke is zweemal so dufte wie schnafte
::knorke ist dreimal so dufte wie schnafte|
knorke ist dreimal so dufte wie schnafte
::dufte ist zweimal so schnafte wie knorke|dufte ist zweimal so schnafte wie
knorke
::knorke ist noch schnafter als dufte|
knorke ist noch schnafter als dufte
• knorke mit nem Bogen|
knorke mit nem Bogen, knorke mit’n Knick|
knorke mit’n Knick
Charakteristische Wortkombinationen
• eine#Artikel|eine
knorke Sache; ein#Artikel|ein
knorker Film, Typ
•
adverbiell: etwas, jemand sein#Verb, Hilfsverb|ist
knorke; etwas
knorke finden, machen
Worttrennung
knor·ke,
keine Steigerung
Quelle: Wiktionary
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